Bad Ragaz
Den letzten, kurzen Abschnitt unserer Reise nehmen wir gemütlich unter die Flügel. Das Gelände ist auch wieder bestens bekannt. Die TWIN-Crew ist nach der nächtlichen Rückholaktion per Hänger ebenfalls zurück in Ragaz. Morgen holen wir noch die restlichen Hänger in Ambri ab.
Das Wetter die letzten Tage war nicht ganz einfach, aber die Impressionen und Erlebnisse dafür umso eindrücklicher. Für alle von uns war es der erste Wandersegelflug. Aber bestimmt nicht der letzte!
Raron
Morgen wechselt das Wetter, der Wind dreht von Nord auf Süd. Entsprechend werden nun mehr die Süd- als die Nordalpen zugestaut sein. Wenn wir morgen also noch was anstellen wollen, müssen wir auf die Alpen-Nordseite wechseln. Im Vergleich zu den letzten Tagen der längste Leg.
In Südfrankreich ticken die Uhren aber etwas gemütlicher und es geht erst nach dem Mittag. "Vor 14 Uhr müsst ihr gar nicht versuchen", so die Aussage der Locals. Das wird sportlich mit dem Rückflug. Trotz ungläubigen Gesichtern bestellen wir die Schleppmaschine auf 13 Uhr. Der Himmel sieht eigentlich super aus, schöne Cumuli entstehen, mit einer hohen Basis. Das muss doch gehen. Dann pickeln wir erst mal eine Stunde lang tief am Hang. Üblicherweise wird hier auch nicht hoch geschleppt, so ca. 1400m - gerade mal 500m über dem Talgrund. Da wir etwas früh dran sind, geben wir "grosszügig" noch 200m mehr drauf. Besser wäre wohl gewesen, über 2000m zu schleppen. So wie wir das zu Hause auch tun. Dann hätten wir vermutlich auch einiges früher starten können.
Dann schaltet es aber - typisch Südfrankreich - richtig ein und wir kommen recht gut voran. Teile der Strecke können wir wiederum in der Welle fliegen. Bis wir Luftraum-technisch wieder unter die Wolken müssen. Wir fliegen zurück ins Aosta-Tal und versuchen am Matterhorn vorbei ins Wallis zu wechseln. Allerdings ist es schon spät. Der Wechsel auf die Nordseite gelingt nur knapp. Die TWIN-Crew schafft es leider nicht mehr, die letzten nötigen Höhenmeter zu gewinnen. Da der TWIN mit einem Motor ausgerüstet ist, könnten sie es aber mit einem kleinen Umweg trotzdem schaffen. Hauwi und Stefan gleiten weit Richtung Südwest aus, um dort über einem Flugplatz den Motor anzuwerfen - so wie es sein soll, falls der Motor nicht anspringt. Genau das passiert allerdings und die beiden müssen landen.
Der Rest der Truppe landet in Raron, wo zwar noch einiges an Restfeuchte liegt. Aber es lockert schon auf. Das stimmt uns positiv für den nächsten Tag.
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Mt. Dauphin
Ziel für heute war es, weiter Richtung Südfrankreich zu fliegen. Wir sind uns allerdings nicht sicher, ob das mit dem Wetter hinhaut. Es könnte gut sein, dass eine tiefe Basis einen Flug über die Berge und Pässe südlich von Aosta verunmöglichen. Einige Alternativpläne sind deshalb auch schon diskutiert worden. Wir finden dann den Einstieg in die Nordföhn-Wellen, sind weit über den Wolken. Richtung Süden und Südwesten ist aber alles zu gestaut und es scheint kein Durchkommen zu geben. Bevor wir uns an die Alternativen machen, geniessen wir noch etwas die Stimmung und machen Fotos mit dem Mont Blanc im Hintergrund.
In der Zwischenzeit lichtet sich die Bewölkung Richtung Südosten aber etwas und wir versuchen den Weiterflug. Zwei von Fünf versenken sich dabei aber tief im Lee. Wir parkieren mit ausgefahrenen Bremsen ein paar Stunden in der Welle auf 5000m bis alle wieder beisammen sind.
Schlussendlich schaffen wir es bis Mt. Dauphin. Peter packt sein bestes Französisch aus und fragt aus der Luft schon mal nach, ob wir denn am nächsten Tag wieder schleppen könnten. Dies wird bestätigt und nachdem alles auf französisch geregelt ist fügt Jürg (wie wir ihn dann am Boden kennenlernen) noch hinzu: "Chasch imfall au Schwiizerdütsch rede". Wir fühlen uns auf dem charmanten Segelflugplatz mit der gleichen Platzfrequenz wie Ragaz sofort wie zu Hause und sind uns einig, dass wir am liebsten hier bleiben würden.
Fazit für heute: Bei Föhn ist es noch schwieriger, dass alle zusammen bleiben. Distanzmässig sind wir eigentlich nicht weit gekommen. Aber das spielt ja auch keine Rolle und beim Nachtessen haben wir viel zu erzählen und zu lachen.
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Aosta.
Der Abflug in Ambri lief recht gut. Ab Domodossola tasten wir uns bei recht tiefer Basis bzw. höherem Gelände Richtung Westen vor. Wir können vor der Monte Rosa Wand etwas Wellen fliegen. Zum überhöhen reicht es aber nicht. Dann müssen wir aber wieder unter den Wolken durch, finden aber knapp einen Weg nach Aosta.
Im Aosta-Tal selber ist die Basis viel höher und es geht super. Weiter Richtung Süden und Westen ist es aber wieder zugestaut, mit tiefer Basis. Ausserdem sind wir sowieso schon eher spät dran, so dass wir uns für die Nacht in Aosta entscheiden. Bei der Landung auf der grossen Piste kommt Airliner-Feeling auf. Bei der anschliessenden Zollkontrolle ebenfalls. Wir werden von den hiesigen Segelfliegern freundlich aufgenommen, zu einem Hotel chauffiert und sogar auf einen Apero eingeladen. Danke Jungs!
Unser Abenteuer beginnt. Wenn auch nicht von Bad Ragaz aus. Nach dem miesen Wetter die ganze Zeit muss man aber froh sein, dass man überhaupt irgendwo fliegen kann. Petrus hatte immerhin schon Erbarmen und mit dem Regen etwas nachgelassen, so dass wir heute die Doppelsitzer halbwegs im trockenen demontieren konnten. Morgen früh gehts erstmal mit dem Hänger auf die Alpensüdseite, nach Ambri und dann schauen wir wohin der Wind uns trägt...