Ich habe einiges an Feedback bekommen, seit die AIRriders Mobile-Seite keine Winddaten mehr liefert. Es freut mich natürlich, dass so viele Piloten den Dienst genutzt haben und damit wertvolle Informationen für ihre Flugvorbereitung gewinnen konnten. Seit MeteoSchweiz ihre Website neu gestaltet hat, sind jedoch unsere benötigten Windinformationen nicht mehr verfügbar. Da konnte ich leider auch nichts machen. Karl Rege hat mich kürzlich auf das Opendata-Portal des Bundes aufmerksam gemacht. Vielen Dank nochmal hierfür, Karl! Das Opendata-Portal ist ein Pilot-Projekt, mit dem Ziel Behördendaten öffentlich zur Verfügung zu stellen. Unter anderem sind dort auch die Wind- und Luftdruckdaten der MeteoSchweiz zu finden. Und zwar inklusive Mittelwerten und Böenspitzen. Also alles, was wir auch früher auf der Webseite hatten. Damit konnte ich die Mobile-Seite entsprechend anpassen und die Windinfos sind ab sofort wieder unter mobile.airriders.ch abrufbar. Wie gesagt, es ist ein Pilot-Projekt. Es soll bis Mitte 2015 laufen und dann durch ein nationales OGD-Portal ersetzt werden. Mal schauen, was dann mit den Winddaten geschieht. Aber vorerst haben wir mal wieder etwas.Übrigens: Die Darstellung der Winddaten auf der Mobile-Seite wird beibehalten. Auch wenn dies vielleicht nicht mehr zeitgemäss ausschaut und auf den modernen Smartphones mehr möglich wäre. Das ursprüngliche Ziel der Seite (vor der Smartphone-Generation!) war ja, die Winddaten auf einem klassischen Mobiltelefon einfach und mit geringem Datenvolumen zugänglich zu machen. Einerseits kommen immer mehr Leute auch wieder von Smartphones weg, andererseits gibt es genügend Leute ohne Daten-Flatrate oder mit Prepaid-Abo. Somit ist es auch weiterhin möglich, mit einem geringen Datenvolumen und damit kostengünstig zu den Wind-Infos zu kommen. Vor allem aber muss man ja nicht alles ändern, was sich in der Vergangenheit bewährt hat (nicht wahr, liebe MeteoSchweiz). Hiermit allen einen guten Saison-Start! Vor dem Wintereinbruch hat die Saison ja eigentlich schon einmal angefangen. Aber nächste Woche kommt der Frühling zurück.
Es ist schon eine Weile her und eigentlich wollte ich den Beitrag schon längst schreiben. Aber irgendwie kam ich nicht dazu. Naja, das derzeitige Wetter lädt ja dazu ein, vergangenen Flugerlebnissen nachzusinnieren.
Jedenfalls war ich im Segelflieger unterwegs, es war schon halb sieben abends, die Steigwerte nicht mehr allzu berauschend, teilweise eher mühsam schwach. Im Calfeisental drehe ich geduldig zur Wolkenbasis auf - knapp über 3000m. Wohl wissend dass das vielleicht das letzte Steigen des Tages sein könnte. Ich fliege Luvseitig weg und finde mich plötzlich in schönem Steigen wieder - neben den Wolken! Mit einem dicken Grinsen im Gesicht und einem beinahe gleich dicken Fragezeichen auf der Stirn geht es hoch, über das Wolken-Top hinaus, bis auf 3800m. In dem Moment wars mir halbwegs egal, aber im Nachhinein wollte ich dann doch wissen, was da genau los war...
Leewelle? Dafür schien mir doch deutlich zu wenig Wind vorhanden zu sein.
Fredi Bach war am selben Tag mit dem Gleitschirm unterwegs und konnte an einer Wolke hochsoaren, wie er in scheinem Blog schreibt und sogar mit einem Filmli dokumentiert. Ein Vergnügen, das ich am Gleitschirm auch schon hatte. Aber auch hier hatte ich schon immer das Gefühl, es muss noch mehr dahinter stecken als nur Wind und eine Wolke. Schliesslich geht es wirklich nur recht selten. Zu meinem Segelflug passt es ausserdem auch nicht so recht - zu weit von den Wolken weg.
Die Antwort fand ich letzthin auf einer interessanten Internetseite. Die Kurzfassung: Es gibt zwei Theorien. Das eine ist, wie (vermutlich?) bei Fredi, dynamischer Aufwind (quasi "Hang"-Aufwind) an Wolken. Besser gesagt, an Thermik allgemein. Eine Wolke ist also nicht zwangsweise nötig. Grundvoraussetzung für den Hebungseffekt ist eine Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe. Ansonsten würde die Thermik oder Wolke mit dem Wind versetzt und es bestünde kein Hindernis mehr, an dem die umgebende Luftmasse aufgleiten könnte. Das Steigen befindet sich nah an der Wolke bzw. Thermik. Die zweite Theorie: Die aufsteigende Luft erzeugt eine Welle in der horizontalen Windströmung, also eine Hebung im Luv der Thermik und eine Absenkung im Lee. Für meinen Flug gefällt mir das besser, da das Steigen doch deutlich im Luv der Wolke war. Oder vielleicht eine Kombination aus beiden Effekten?
Quelle: Erland Lorenzen, Entstehung, Eigenschaften und Vorhersage von Leewellen
via FS Swissraft Blog
Wie Walo in den News schon angekündigt hat, hier die Eklärung zum Wetter der letzten Tage… Es sind einige Fragezeichen in den Gesichtern der Piloten aufgetaucht in den letzten Tagen. Ich selbst habs erst auch nicht gecheckt was da los war - ziemlich viel Süd-Überdruck (Föhn) angesagt und gleichzeitig kein Wind, resp. sogar Nordwind prognostiziert, im Wetterbericht ist ab und zu von Bise die Rede - eigentlich unmöglich?
Das Stichwort lautet Seichter Föhn: Die Föhnlage spielt sich nur in den unteren Luftschichten ab. Das heisst, es gibt zwar Südüberdruck am Boden (es wird ja der Bodendruck zur Messung genommen), in der Höhe herrschen aber andere Druckverhältnisse, daher auch kein Südwind in den Windkarten (typischerweise wird hier ja die 3000m-Windkarte herangezogen). Dementsprechend sind bei seichtem Föhn auch keine Lentis zu sehen. Es kann jedoch passieren, dass der Föhn trotzdem über die tiefen Alpenkämme und vor allem Pässe drüber schwappt und durch die Täler fegt. Insbesondere natürlich in den typischen Föhngebieten wie dem Reuss- oder Rheintal. Dementsprechend kann auch seichter Föhn für’s fliegen gefährlich sein. Die letzten Tage hat der Föhn sich aber anständig zurück gehalten und kam nicht über die Pässe rüber - also schönstes Flugwetter. Anders übrigens letzten Sonntag. Die Wetterlage war ähnlich, aber mit deutlich mehr Südüberdruck. Ich war aufm Säntis - kaum Wind. Auf dem nach-Hause-Weg hats mich dann im Rheintal fast von der Autobahn gepustet. Eine detaillierte Beschreibung zum seichten Föhn gibts hier auf der Seite von Stefan Hörmann.
Hier noch ein paar interessante Beobachtungen aus den Wetterberichten der letzten Tage, welche die aktuelle Föhnlage verdeutlichen:
Bodenwind - zeigt das überschwappen des Südwindes über die typischen "Föhn-Übergänge". Auf der Karte vom Freitag morgen war der Föhn v.a. in den typischen Föhntälern noch viel deutlicher markiert (hab aber vergessen, die Karte zu speichern). Ansonsten war das Überschwappen aber nur sehr undeutlich zu erkennen. Wie gesagt, der Föhn ist diese Tage ja auch nicht rüber gekommen. Zumindest bei uns nicht - hat jemand anderswo was anderes geshen?
Höhenwind - aus Nord
Druckdifferenz - zeigt um die 4hPa Südföhn. Mitte Woche hat die Prognose fürs Wochenende sogar noch doppelt so viel Druckdifferenz angezeigt. Die Windkarten sahen aber gleich aus. Druck wurde jetzt also in der Zwischenzeit nach unten korrigiert.
Isobarenkarte - das typische "Föhnknie" über den Alpen. Spricht also auch eindeutig für Föhn.
Emagramm - in der untersten Luftschicht ist die Temperatur im Süden (Milano, schwarze Linie) deutlich kälter als im Norden (Payerne, rote Linie). Wenn also der Föhn über die Alpenkämme/Pässen drüber schwappen würde, dann würde er erst recht in die Täler durchbrechen. Also gar nicht mehr lustig wenn man zu dem Zeitpunkt in der Luft ist!!
Zu guter letzt noch die eindrücklichen Ist-Werte von heute (Samstag) morgen: Zürich - Locarno Monti 4hPa Südüberdruck. In der Höhe überall Nordwind: Gütsch N 12-23, Vorab N 19-28, Weissfluhjoch NW 21-30, Piz Martegnas NW 16-20 (alles im km/h). In den Tälern des Nordbünden schwachwindig bzw. Bergwind.Und jetzt Achtung: Hinterrhein S 27-40 - Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich die lokalen Effekte nicht kenne (ausser dass es da meist sehr viel Wind anzeigt) und nicht weiss, ob das wirklich vom Föhn ist. Stinkt aber schon nach Föhn. Zudem ist mir das auch gerade erst jetzt aufgefallen und ich hätte jetzt gerne noch weitere Windmesser in eher südlichen Tälern gecheckt. Hab aber die anderen Daten von heute morgen nicht mehr.
Also achtet in Zukunft auf solche Föhnlagen und bedenkt, dass der Föhn (anders als die letzten Tage) auch mal rüberschwappen und durchbrechen kann, auch wenn es in der Höhe schwachwindig angesagt ist.